Hochwasserschutz - Lülsdorf
Hochwasserschutzmaßnahme im Bereich der Evonik AG / Burg Lülsdorf
Rheinkilometer 667,45 bis 667,65
Aufgrund von Untersuchungen wurde festgestellt, dass der Rheindeich im Bereich der Burg Lülsdorf und ehemalige Degussa AG nicht mehr standsicher war und somit saniert werden musste. Mit der erforderlichen Sanierung wurde gleichzeitig die Erhöhung der Hochwasserschutzanlage für ein 200-jährliches Bemessungshochwasser zuzüglich eines Freibordes von 1,00 m für den Deich bzw. 0,50 m für die Hochwasserschutzmauer geplant.
Zunächst wurde im Anschluss an das im Süden liegende Werksgelände der ehemaligen Degussa AG, das oberhalb eines Bemessungshochwassers 200 liegt, ein neuer Deich mit einer Kronenbreite von 5,00 m errichtet. Die wasser- und landseitige Böschung wurde mit einer Neigung von 1:3 ausgestaltet. Landseitig wurde ein Deichverteidigungsweg angelegt.
Ab der Grenze des Grundstückes der Burg Lülsdorf verläuft die Hochwasserschutzlinie zunächst in nördlicher Richtung, dann in westlicher Richtung um das Grundstück der Burg Lülsdorf herum und endet an der Burgstraße, wo das Gelände wieder die erforderliche Höhe hat. In diesem Bereich wurde eine Hochwasserschutzmauer als Spundwand mit einem Mauerhinterweg errichtet.
Die Bauzeit erstreckte sich von Juni bis Dezember 2006.
Altdeichsanierung im Langeler Bogen
Rheinkilometer 669,2 bis 672,5
Der vorhandene Deich zwischen der Uferstraße in Lülsdorf und Köln-Porz-Langel war in Teilbereichen nicht mehr standsicher. Für die Unterhaltspflichtigen bestand die Pflicht zur Sanierung des Deiches. Dabei war auch die gleichzeitige Erhöhung des Schutzzieles auf 11,30 m Kölner Pegel geboten, da eine solche Höhe nach den heutigen Erkenntnissen über immer höhere zu erwartende Hochwasserereignisse einen Mindeststandard darstellt.
Die Deichhöhe vor Sanierung betrug an der niedrigsten Stelle ca. 11,50 m Kölner Pegel und auf der überwiegenden Länge ca. 11,80 m Kölner Pegel bei einem Schutzziel von 10,69 m Kölner Pegel. Durch die Altdeichsanierung wurde das Schutzziel auf 11,30 m Kölner Pegel erhöht, zudem ist eine wellenscheitelgesteuerte Flutung des Retentionsraumes Köln-Porz-Langel / Niederkassel-Lülsdorf über das Einlassbauwerk möglich.
Zur Sanierung des Deiches wurde auf der Wasserseite des Deiches eine Stahlspundwand mit Längen zwischen 8,0 und 14,0 m eingebracht und übererdet. Die Deichkrone wurde im Rahmen der Ausführung auf eine einheitliche Höhe entsprechend dem Wasserspiegel des Rheins gebracht und der Deichkronenweg auf einer Breite von 3,00 m mit einer neuen Deckschicht versehen.
Retentionsraum Langeler Bogen
Rheinkilometer 669,2 beim Zulaufbauwerk Lülsdorf
Konstruktiver Hochwasserschutz beinhaltet die Sanierung, Erhöhung und den Neubau vorhandener Hochwasserschutzanlagen. Dies sieht aber auch die Schaffung neuer Überflutungsflächen zur Eindämmung der Hochwassergefahren für Unterlieger als überregionale Maßnahme vor. Eine solche Maßnahme wurde in den Jahren 2007/2008 als Gemeinschaftsprojekt mit den Stadtentwässerungsbetrieben Köln durch den Retentionsraum im Langeler Bogen zwischen Niederkassel-Lülsdorf und Köln-Porz-Langel geschaffen.
Der Retentionsraum wurde durch den bis zu 1.500 m östlich der vorhandenen Deichtrasse verschwenkenden Deichneubau, zum Teil bis zur Kreisstraße K22, gewonnen. Das Volumen des Raums beträgt insgesamt 4,525 Mio. m³ auf einer Fläche von 158 ha. Hiervon können 3,73 Mio. m³ durch Steuerung kontrolliert werden. Der Hochwasserschutz der vorhandenen Bebauung wurde von einem bis dato 50-jährlichen Schutz auf 200-jährliche Hochwasserereignisse verbessert. Insgesamt werden damit rd. 126 ha bebaute Flächen künftig wesentlich besser vor Hochwasser geschützt.
Der ca. 2 km lange neue Deich schließt im Süden unmittelbar an den vorhandenen Deich in Niederkassel-Lülsdorf an (Ende der Uferstraße) und verläuft in nordöstlicher Richtung bis zur Kreisstraße 22, schwenkt hier parallel zur K22 nach Norden ab und endet am Südrand von Köln-Porz-Langel an der Lülsdorfer Straße.
Die Deichhöhen betragen ca. 1,50 m (vorwiegend im Süden bei Lülsdorf) bis ca. 5,50 m (vorwiegend im nördlichen Bereich parallel zur K22). Die mittlere Deichhöhe beträgt rd. 3,00 m.
Der neue Deich wurde als 3-Zonen-Deich hergestellt und besteht aus: einem Dichtungskörper aus geringdurchlässigem bindigen Boden, einem Stützkörper aus gemischtkörnigem verdichtbarem Boden und einem Entwässerungskörper aus Kiessand. Dieser Entwässerungskörper trägt auch den Deichverteidigungsweg.
Auf der Wasserseite ist am Deichfuß ein 3,00 m breiter Unterhaltungsweg aus Schotter mit wassergebundener Decke, auf der Landseite ein 4 m breiter Deichverteidigungsweg. Der Deichverteidigungsweg ist im südlichen Bereich bis zur Deichüberfahrt an der K22 bituminös, im übrigen Bereich bis Porz-Langel mit Schotter befestigt. Auf der 5,00 m breiten Deichkrone ist ein 3,00 m breiter bituminös befestigter Kronenweg.
Die Böschungen des Deiches und des Deichverteidigungsweges wurden mit Landschaftsrasen und Saatgut begrünt, welches von den Böschungen des Altdeichs gewonnen wurde.
Landseitig am Deichverteidigungsweg sind zur Entspannung des Grundwassers Brunnen angeordnet, die in eine Mulde entwässern. Diese Mulde leitet das Wasser zu einem Sammelbecken und einem Pumpenschacht nahe an der Deichüberfahrt an der K22, aus dem das zufließende Wasser über den Deich in den Retentionsraum zurückgepumpt wird.
Für die Flutung und Entleerung des Retentionsraumes wurden entsprechende Bauwerke errichtet. Das Einlassbauwerk wurde auf Niederkasseler Stadtgebiet in den Altdeich integriert. Es besteht aus einer 240 m langen festen Wehrschwelle aus Stahlbeton, auf welcher insgesamt 54 Wehrklappen von 4,10 m Breite und 0,40 m Höhe angeordnet sind. Die Klappen werden von der oberhalb liegenden, befahrbaren Brücke aus bedient. Das Entleerungsbauwerk ist auf Kölner Stadtgebiet am tiefsten Punkt des Beckens ebenfalls in den Altdeich integriert. Es besteht aus einem zweizügigen Rohrdurchlass DN 1800 mit einem in Deichmitte liegenden Schieberschacht, einem landseitig angeordneten Einlaufbauwerk und dem wasserseitig angeordneten Auslaufbauwerk. Die beiden Rohrzüge sind mit je zwei hintereinander liegenden Spindelschiebern ausgerüstet, welche im Regelfall geschlossen sind und zur Entleerung des Retentionsraumes geöffnet werden.
Durch die Baumaßnahme wird ein Schutz gegen offene Überflutung bis 11,90 m Kölner Pegel entsprechend einem Bemessungshochwasser 200 gewährleistet.
Der offizielle erste Spatenstich erfolgte am 21.03.2007, die Fertigstellung des Erddeiches am 10.11.2008 und der Zulauf- und Entleerungsbauwerke sowie der Wasserhaltung im März 2009.
Die Gesamtkosten für den Bau des Retentionsraumes beliefen sich auf rund 18 Mio. Euro.
Hochwasserschutz Uferstraße
Rheinkilometer 669,0 bis 669,2
Mit Fertigstellung der Hochwasserschutzmauer in Niederkassel-Lülsdorf, Uferstraße und der Einweihung am 22.09.2011 erfolgte der letzte Lückenschluss für den Hochwasserschutz im Stadtgebiet Niederkassel.
Im Bereich der Uferstraße ist das Hochufer des Rheins in der Regel durch eine bis zu ca. 40° steile, befestigte Böschung gesichert. Von Südosten kommend bis zum Schneppenweg steigt das Gelände auch landseits der Uferstraße soweit an, dass es für ein Hochwasser mit 200-jährlicher Eintrittswahrscheinlichkeit ausreichend gesichert ist. Zwischen dem Schneppenweg und dem Ende der Uferstraße jedoch fällt das Gelände allmählich ab, so dass die Geländehöhe in diesem Bereich nicht ausreichend ist, um ein Hochwasser mit 200-jährlicher Wahrscheinlichkeit abzuwehren. Hierdurch bedingt kann es zur Überflutung der direkten Anlieger sowie weiter Teile der Ortschaft Lülsdorf bis nach Ranzel hin kommen.
Die Hochwasserschutzmauer wurde als Ortbetonmauer mit Natursteinverkleidung mit einer Bemessungshöhe von BHW 200 zzgl. 0,50 m Freibord (dies entspricht einer Höhe von ca. 51,20 müNN) errichtet. Aufgrund der beengten Verhältnisse wurde sie auf den landseitigen Grundstücksgrenzen der Uferstraße gebaut, so dass sie gleichzeitig als Grundstückseinfriedung dient. Sie bindet rheinabwärts in die Rampe zum neuen Deich ein bzw. schließt hier an ein im Zuge des Deichbaus erstelltes Bauwerk an. Rheinaufwärts verläuft sie bis zum Schneppenweg und bindet dort im Bereich der Uferstraße in das Hochufer ein. Straßenseitig beträgt die Höhe der Mauer ca. 1,20 m bzw. 0,90 m über Straßenhöhe.
Die Grundstückzufahrten sind hierbei offen geblieben, und werden im Hochwasserfall mit mobilen Aluminium-Dammbalkenelementen (System TKR, ThyssenKrupp) geschlossen. Die Dammbalkenelemente wurden einheitlich in 4 m Länge gefertigt, so dass zur Erleichterung im Katastrophenfall ein Sortieren beim Einbau nicht erforderlich ist. Der komplette Einbau erfolgt innerhalb von 4 Stunden.
Bei der Natursteinverkleidung handelt es sich um bossierte Grauwacke-Riemchen aus Naturstein.
Bei dem Bereich Uferstraße handelt es sich um eine touristisch stark frequentierte Rheinstrecke für Fußgänger und Radfahrer als Verbindungsstrecke zwischen Bonn und Köln. Durch die im Regelbetrieb offenen Torzufahrten im Bereich der Hochwasserschutzmauer Uferstraße zeigt sich die Mauer lediglich als Grundstückseinfriedung, welche sich aufgrund der Natursteinverkleidung gut in die Örtlichkeit einfügt.
Die historische Einfriedungsmauer des Schneppenhofes wurde auf einer Länge von etwa 35 m durch eine ca. 0,50 m starke Betonwand mit 10 aufsteigenden Stützen (in den Abmessungen ca. 0,50 x 0,60 m) komplett neu errichtet, wobei die alten Zaunelemente wiederverwendet wurden, so dass der Stil der Mauer erhalten blieb. Durch diese Vorgehensweise übernimmt die Mauer auch die Funktion des Hochwasserschutzes.
Die Gesamtbaukosten für diese Maßnahme beliefen sich auf etwa 420.000 €.